Wir haben Benjamin und Mauricio getroffen – zwei Azubis, die gerne mit Menschen und in einem Beruf arbeiten möchten, der sie erfüllt und in dem sie etwas bewirken können.
Benjamin, warum wollten Sie Altenpfleger werden?
Ich habe mich gefragt: Technik oder Mensch? Das Technische ist nicht so mein Ding. Aber medizinische Themen, die interessieren mich und ich wusste instinktiv, dass die Altenpflege das Richtige ist. In dem Job sah ich alles, was ich mag.
Und die Ausbildung?
Nicht mehr lange und ich habe Abschlussprüfungen und das Examen in der Tasche. Dann sind drei Ausbildungsjahre rum. Blicke ich zurück, bin ich heute stolz über meine Berufswahl. Und mir ist bewusst, wie wichtig Empathie und Selbstreflektion sind.
Was ist für Sie der Unterschied zwischen der Arbeit im Krankenhaus und der Altenpflege?
Im Krankenhaus sind die Patientinnen nur kurze Zeit da, das ist viel unpersönlicher. Aber in der Altenpflege helfen und begleiten wir die Menschen über eine sehr lange Zeit. Dadurch habe ich eine viel stärkere Bindung zu den Bewohnerinnen. Neben den pflegerischen Aufgaben betreuen wir sie auch psychologisch, gestalten ihren Alltag, kennen ihre Biografie und den familiären Hintergrund.
Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?
Der Job ist eine Herausforderung, psychisch und emotional. Ich erinnere mich: Am Anfang gab es eine Scham – auf beiden Seiten, zum Beispiel bei der Körperhygiene. Und dann ist da noch die mentale Arbeit: Die Gespräche sind oft sehr tief und persönlich. Man kommt den Menschen sehr nah und ist ein bisschen Familienersatz. Es ist schön zu sehen, dass sie dank unserer Arbeit nicht einsam und hoffnungslos sind.
Was bewegt Sie als künftige Pflegefachkraft?
Die persönlichen Geschichten. Ein Bewohner beispielsweise hat ein sehr schön eingerichtetes Zimmer mit tollen Reisefotos. 2010 war er noch auf Mallorca und gesund. Heute ist er schwerstkrank, dabei liegen doch nur zehn Jahre dazwischen. Das macht mir bewusst, dass man alles verlieren kann. Was bleibt, sind die Erinnerungen.
Was trägt Sie durch einen oftmals hektischen Alltag?
Ich habe gelernt, dass alles endlich ist. Und, dass Menschen mit Demenz unheimlich zufriedene und humorvolle Momente erleben können. Diese Erfahrungen relativieren viel, besonders an turbulenten Tagen. Das erinnert mich immer wieder an den einmaligen Wert meiner Arbeit.
Mauricio, warum wollten Sie Pflegefachmann werden?
Ein Großteil meiner Familie arbeitet in der Pflege: Meine Mutter und Tante sind Pflegekräfte, mein Vater ist beim Rettungsdienst. Ich bin mit ihren Berufen groß geworden und habe die Altenpflege in meinem freiwilligen sozialen Jahr kennengelernt. Das war eine tiefgreifende und kraftvolle Erfahrung.
Dann kam die Ausbildung?
Ja, ich habe mir die Sinnfrage gestellt und hatte diesen Idealismus. Im September 2021 begann ich dann die generalistische Ausbildung. Klar, ich hätte mit meiner Erfahrung direkt als Pflegehelfer einsteigen können, aber ich wollte den Beruf von der Pike auf lernen. Und ich habe ganz schön gestaunt, wie viele Männer den Beruf lernen.
Sie machen die generalistische Ausbildung. Was ist der Unterschied zur bisherigen Pflegeausbildung?
Die Generalistik führt die Berufe Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einem gemeinsamen Berufsbild zusammen.
Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?
Das Medizinische ist spannend. Aber noch interessanter sind die engen sozialen Kontakte. Die würde ich in einem Bürojob vermissen. Hier arbeite ich für so viele unterschiedliche Persönlichkeiten. Sich auf jede und jeden von ihnen einzustellen, macht die Arbeit so abwechslungsreich. Zudem habe ich viel mit den Angehörigen, den Ärztinnen, den Physio- und Ergotherapeutinnen zu tun.
Wie sind die Arbeitszeiten und in welchem Bereich arbeiten Sie gerade?
Es gibt ein Drei-Schicht-System und schon im ersten Ausbildungsjahr beginnt man mit dem Schichtdienst. Durch die Generalistik bin ich aktuell im ambulanten Dienst im Einsatz. Dabei geht leider – im Vergleich zur Pflege im Altenheim – viel Zeit für die Fahrerei verloren.
Was bewegt Sie als künftigen Pflegefachmann?
Sterbende zu begleiten, hat eine enorme Kraft: Sie zu berühren, zu summen oder sogar für oder mit ihnen zu singen – bis sie loslassen. Ich erlebe auch, dass sie noch etwas abschließen müssen, bevor sie wirklich gehen können. Wir begleiten ihren Abschied und schaffen für die Angehörigen eine gute Basis für die Trauerarbeit danach.
Was trägt Sie durch einen hektischen Alltag?
Dass mein Beruf eine sinnstiftende Tätigkeit ist. Und klar: Wer in der Pflege arbeitet, tut das aus Überzeugung und mit Herz.