WAS WÄRE WENN?

Solche Fragen stellt sich KATHARINENHOF seit jeher. Sie sind Motor und Antreiber für Lösungen und Wege. Welche Kraft in klugen Fragen und neuen Wegen steckt, weiß Anja Böhle. Seit drei Jahren leitet sie im KATHARINENHOF das Team Zentrales Qualitätsmanagement und erzählt, wie es mit der neuen Personalbemessung (PeBeM) gelingt, den Bedarf an Pflegepersonal entsprechend den Anforderungen einzusetzen und gleichzeitig dem Personalmangel etwas entgegenzusetzen.

Anja Böhle: Ja, gerne. PeBeM bedeutet Personalbemessungsinstrument. Bei der Personalbemessung wird zunächst einmal ermittelt, wie viele Mitarbeitende welcher Qualifikation zu welcher Zeit an welchen Arbeitsplätzen erforderlich sind. Vereinfacht gesagt bildet die neue Personalbemessung eine bedarfsgerechte Personaldecke ab. Also weg von einer starren fünfzig Prozent Pflegefachkraftquote und einem überholten Arbeitsmodell, in dem „alle alles machen“, hin zum Fokus auf einzelne Kompetenzen innerhalb eines Teams.

Anja Böhle: Die neue Personalbemessung legt endlich für alle Bundesländer einheitlich die Regelung fest, wie viele Pflegekräfte für eine pflegebedürftige Person zur Verfügung stehen sollen. Wir berücksichtigen also den jeweiligen Pflegegrad oder die instabile gesundheitliche Situation, damit die Person nun eine kompetenzorientierte Pflege erhält. Mit den Kostenträgern kann nun auch ein höherer Personalschlüssel verhandelt werden. Mehr Personal muss ja auch refinanziert werden. Dies ist jetzt möglich.

Anja Böhle: Die Regeln sind bundesweit ganz unterschiedlich. Rein rechnerisch ist beispielsweise in Bayern eine Pflegekraft für 1,79 Pflegebedürftige zuständig. Wohingegen
in Mecklenburg-Vorpommern eine Pflegekraft für 2,48 bis 1,76 Pflegebedürftige zuständig ist.

Anja Böhle: Der Einsatz des Personals richtet sich nicht mehr nur nach der Anzahl der zu pflegenden und betreuenden Menschen, sondern auch nach den Qualifikationen der Pflegekräfte. Also welche Qualifikation wird für welche Aufgabe benötigt. Eine Fachkraft wird demnach nur dort eingesetzt, wo ihr Expertenwissen gebraucht wird. Assistenzkräfte
oder Hilfskräfte übernehmen entsprechend Aufgaben, die eine andere Qualifikation erfordern.

Anja Böhle: Ganz genau. So hilft das neue Verfahren dabei, die knappen Personalressourcen in der Pflege endlich besser zu verteilen. Grundlage hierfür ist die Rothgang-Studie, welche im Ergebnis einen erheblichen Personalmehrbedarf feststellte. Es kommt also nicht mehr nur auf die Anzahl der Pflegekräfte an, sondern auch auf deren Qualifikation.

Anja Böhle: Alle im Pflegeteam, denn es geht ab sofort darum, Aufgaben nach Kompetenzen zu verteilen und Mitarbeitende entsprechend zu entwickeln. Eine große Qualifizierungsoffensive die KATHARINENHOF-Gruppe, denn interessierte Pflegehelfer mit Potenzial und Erfahrung können sich qualifizieren. Da die Abläufe im Haus umgestellt
werden, hat das zudem Auswirkungen auf den Küchenbereich, die Hauswirtschaft und die zusätzliche Betreuung.

Anja Böhle: Nehmen wir mal eine alleinerziehende Mutter. Sie ist Pflegekraft, die Kita öffnet erst um 7:00 Uhr, ihr Dienst beginnt aber schon um 6:00 Uhr. Es besteht die Hoffnung, dass wir mit PeBeM nicht mehr in acht Stunden Schichten denken werden, sondern vielmehr in Gleitzeitmodellen. Das bietet Mitarbeitenden neue Möglichkeiten, Freizeit und Arbeitszeit viel individueller zu organisieren.

Anja Böhle: Das bin ich tatsächlich. Ich bin seit fast 40 Jahren in der Pflegebranche tätig und kenne sie aus unterschiedlichen Perspektiven. Was mich jedoch immer gestört hat, war das Gefühl von Akkordarbeit. Das brennt auf Dauer aus und gleichzeitig passt es nicht zum Bedürfnis älterer Menschen, die ja in allem langsamer sind und ruhige Zuwendung brauchen.

Anja Böhle: Mit PeBeM ist die Chance gekommen, die Pflegeabläufe neu zu denken und stressfreier zu gestalten. Klar wird viel Umdenken gefragt sein, denn wir brechen eingefahrene Strukturen auf. Wir kommunizieren in unseren Häusern aktuell, welche Veränderungen auf uns zukommen werden, um die Mitarbeitenden so früh wie möglich auf diesen Veränderungsprozess einzustimmen und sie einzuladen. In unseren beiden Piloteinrichtungen haben wir bereits begonnen, die Arbeitsabläufe zu analysieren, um die Pflegeabläufe neu auszurichten. Das ist eine große Veränderung, aber auch eine großartige Chance. Nicht zuletzt wird dadurch auch ein ganzes Berufsfeld attraktiver. Und ich bin stolz, diesen Weg in unseren Einrichtungen mitzubegleiten.